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N26 Bank: Haftung beim Online-Banking

Die N26 Bank gilt als eines der erfolgreichsten FinTech-Unternehmen in Deutschland. Als Direktbank, d.h. ohne örtliche Filialen, hat sich das Unternehmen darauf spezialisiert, die Kontoführung einfach per Smartphone zu ermöglichen (sog. mobile Bankgeschäfte).

Bei dem scheinbar simplen Konzept haben sich in der Vergangenheit allerdings Schwachstellen aufgetan, die von zahlreichen Betrügern und zulasten der Kunden missbraucht werden. Begründet werden die Betrugsfälle unter anderem damit, dass mit dem starken Wachstum der Bank Systemmängel entstanden sind, die strafbare Handlung erst ermöglicht haben. Zudem erfolgt die wenig gesicherte Registrierung der Kunden ausschließlich online. Die Authentifizierung wird in der Regel von externen Dienstleistern durchgeführt, durch deren Zwischenschaltung bereits Folgenreiche Sicherheitslücken entstanden sind.

Daher verwundert es nicht, dass seit einigen Jahren bei der N26 Bank zahlreiche Betrugsfälle von Kunden gemeldet werden. Diese berichten von Phishing-Attacken, bei denen ohne ihre Autorisierung Geld von ihrem Konto abgebucht wurde. Auch ermöglicht das defizitäre Authentifizierungsverfahren schnell und einfach Konten zu eröffnen, die dann für sog. Fake-Onlineshops und illegale Geschäfte genutzt werden.

N26 Bank: BaFin greift ein

Die BaFin sah sich angesichts dieser Missstände im Jahr 2021 schließlich gezwungen, gegenüber der Bank eine Anordnung zu erlassen, wonach die Bank verpflichtet wurde, Maßnahmen zu ergreifen, um wieder eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation herzustellen und Risiken für die operationelle Resilienz einzudämmen. Die N26 Bank muss seitdem Maßnahmen ergreifen, um die Mängel, insbesondere im Risikomanagement in den Bereichen Informationstechnologie und Auslagerungsmanagement, zu beseitigen. Um die Umsetzung der angeordneten Maßnahmen zu überwachen, wurde zusätzlich ein Sonderbeauftragter bestellt.

Allerdings scheint die N26 Bank weiterhin strukturelle Defizite aufzuweisen. Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen mehrere Führungskräfte der N26 Bank. Den Verantwortlichen des Unternehmens wird vorgeworfen, dass sie keine ausreichenden Maßnahmen gegen Geldwäsche und Betrug vornehmen würden. Vor allem soll die Bank gegen die betrügerische Nutzung verschiedener N26-Konten zu spät reagiert und die Konten nicht zeitnah gesperrt haben.

Bayerischer Genossenschaftsverband erhebt schwere Vorwürfe

Nachdem insbesondere Kunden von Volks- und Raiffeisenbanken sehr stark von Betrugsdelikten betroffen sind, bei denen die mutmaßlichen Betrüger ein Konto der N26 Bank nutzten, hat der Bayerische Genossenschaftsverband im Herbst 2021 einen Brandbrief an die BaFin gerichtet. Darin ist von einem flächendeckenden, systematischen Problem die Rede. Als eine der Ursachen für die Betrugsfälle wurde eine unzureichende Legitimationsprüfung bei Kontoeröffnung genannt.

In diesem Zusammenhang steht nicht nur die Verantwortlichkeit der N26 Bank als Zielbank betrügerischer Überweisungen in Frage, sondern evtl. kommt auch eine Haftung der kontoführenden Banken in Betracht. Aktuell sind wir hierzu in mehreren Fällen mandatiert und konnten auch bereits erfolgreich veruntreute Gelder von einer Sparkasse zurückfordern.

Vor diesem Hintergrund besteht weiterhin für N26-Bankkunden als auch externe Bankkunden die Zahlungen auf (nicht authentifizierte) N26-Konten tätigen, eine bedrohliche Situation im Bereich des Online-Bankings. Sollten Sie daher auffällige Zahlungsvorgänge auf Ihrem Konto festgestellt haben, die sie nicht autorisiert haben oder durch betrügerische Weise zu einer Überweisung verleitet worden sein, bieten wir gerne die Prüfung Ihres Falles an.

 

Ansprechpartner: Rechtsanwalt Bernd Jochem und Rechtsanwalt Tillmann Spörel und Rechtsanwältin Dr. Navideh Maleki (+49 89 64 98 45-0; mail@rrlaw.de)